Leitender Notarzt aus Deißlingen feiert Kinopremiere

Er rettet als ein leitender Notarzt im Kreis Rottweil Leben – und produziert im Hauptberuf Filme: Jochen Isensee aus Deißlingen bringt mit viel Energie zwei anspruchsvolle Aufgaben unter einen Hut. Und das sehr erfolgreich: Am 19. November hat sein erster abendfüllender internationaler Kino-Dokumentarfilm Deutschland-Premiere.
„Hope“ lautet dessen Titel, zu Deutsch „Hoffnung“. Das ist so programmatisch gemeint, wie es klingt. Denn der Film zeigt, wie ein junges Flüchtlingsmädchen namens Gloria Akello im kriegs- und krisengeschüttelten Südsudan ihr Leben in die Hand nimmt und sich aufmacht, Rechtsanwältin zu werden. Eine wahre Geschichte von Resilienz und Hoffnung angesichts einer scheinbar ausweglosen Situation.

2020 hat Jochen Isensee 2020 Gloria Akello bei einer Mission des Hilfswerks CDH Stephanus BV Trossingen e.V. kennengelernt. „Damals, mit 15, hatte sie diesen Entschluss bereits gefasst“, erinnert sich Isensee im Gespräch mit der NRWZ – und klingt nach wie vor beeindruckt. Heute studiert das Waisenkind, eine von Millionen Flüchtlingen, in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, tatsächlich Jura. Mit dem Ziel, als Rechtsanwältin für Gerechtigkeit und Frieden streiten zu können.
Klar: Die Umstände in Ostafrika sind andere als in Europa. Aber Jochen Isensee sieht in Gloria Akello ein Beispiel für etwas Grundsätzliches: „Es geht darum, die eigene Zukunft, das eigene Leben in die Hand zu nehmen“, unterstreicht er. Dass ist für Isensee die Botschaft aus „Hope“, die sich universell übertragen lässt – egal auf welchen Kontext und welche Herausforderung.

Das Filmprojekt „Hope“ steht damit auch beispielhaft für das, was Isensee als Filmemacher antreibt: Bedeutungsvolle, existenzielle Geschichten will er erzählen. An wichtige, bewegende Themen heranführen. In diesem Anliegen wird eine Tiefendimension spürbar, die mit Isensees Erstberuf zu tun hat – bei dem es zwar nicht immer, aber doch oft um Leben und Tod geht.
Denn zunächst einmal war – und ist – der 1981 in Pforzheim geborene Jochen Isensee, der seit 2017 mit Familie in Deißlingen lebt, Mediziner, genauer: Facharzt für Anästhesie. Und als solcher seit 2023 einer der Leitenden Notärzte im Landkreis Rottweil. Auch wenn er mittlerweile abendfüllende Filme produziert: Nach wie vor braust Isensee mit Blaulicht zu Rettungseinsätzen.
Wenn man mit ihm spricht, gewinnt man den Eindruck, dass beides gut zusammenpasst: Wochenweise die ärztlichen Aufgaben im Ländle. Und dann die filmische Arbeit, nicht selten auf anderen Kontinenten. Dabei ist Isensee ins Metier des Filmemachens – das vom technischen über das künstlerische bis zum betriebswirtschaftlichen Feld komplexe Bereiche umfasst – eher zufällig hineingewachsen. Anknüpfend an eine Ader fürs Geschichten-Schreiben und gemeinsam mit einem seiner Brüder. Anfangs machten sie „spaßige Filmchen für Events“, dann Kurzfilme und entwickelten sich stetig weiter.

Mittlerweile hat Isensee am filmischen Arbeiten nicht nur erkennbar viel Freude, sondern auch großen Erfolg. „Hope – beyond rape, murder and war crimes“, wie der vollständige Titel lautet, entstand in Kooperation mit George Clooney-Organisation „The Sentry“, wurde von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg gefördert und feierte seine Premiere in London beim British Urban Film Festival. Mit der Deutschland-Premiere, bei der Isensee, sein Team und die Protagonistin und Aktivistin Susan Grace Duku mit dabei sind, beginnt die Tour durch deutsche Kinos. Ob der Film nach Rottweil kommt, ist noch offen.
Fest steht hingegen längst das nächste große Projekt von Jochen Isensee: Eine Dokureihe über Spitzenmediziner und Innovationen in diesem Bereich weltweit. „Zum ersten Mal erzählen wir dabei dokumentarisch aus Sicht des Arztes und eben nicht aus der des Patienten“, erläutert er das Konzept. Deshalb heißt die Reihe kurz und knackig: „A Doctor’s Mind“.
Am Anfang steht das Thema Neurochirugie, weitere Staffeln zu anderen Fachgebieten sollen folgen. Erste Teaser elektrisieren: Es geht in intensiven Sequenzen um Tausendstelmillimeter, um Rettung, Scheitern, Leben und Tod. Themen mitten im Glutkern von Isensees Intention des Bedeutungsvollen also. Und auch das ganz große Thema Hoffnung spielt eine Rolle.
„A Doctor’s Mind“ soll 2026 erscheinen. Es braucht aber keine Kinopremiere. Sondern startet gleichzeitig überall auf dem Globus. Auf YouTube.
Info: Die Deutschland-Premiere von „Hope – beyond rape, murder and war crimes“ ist am 19. November, 20.15 Uhr im Arthouse-Kino „Harmonie“ (Grünwälderstr. 16-18) in Freiburg.
